Agile Methoden gegen Fachkräftemangel
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Gern bezeichnen sich Unternehmen als dynamisch und agil. Doch wie zeigt man Bewerbenden, die sich selbst immerhin mit Zeugnissen, Zertifikaten, Persönlichkeitstests und Case Studies beweisen müssen, diese Agilität? Portale wie Kununu geben nur groben Einblick und Buzzwords wie Squad, Design Thinking oder Scrum lassen manche potenziellen Mitarbeitende aufschrecken. Angesichts des Fachkräftemangels ist das fatal, zumal eine Umfrage von Softgarden aufzeigt, wie wichtig Gespräche auf Augenhöhe für Bewerbende sind, sie es aber leider selten so erleben.
Also liebe Firmen, wenn ihr agil arbeitet, dann zeigt mal her:
- Agile Organisationen verbessern sich kontinuierlich. Erklärt daher Bewerbenden an welcher Retrospektive sie regelmäßig teilnehmen würden und wie sie abläuft. Natürlich sind diese Rituale besonders geschützt und die Inhalte vertraulich, doch auf alte Resultate wie Action Pläne lässt sich ein Blick werfen. Wer die verwendeten Techniken wie z.B. Starfish erwähnt, gibt Bewerbenden außerdem Hoffnung auf eine sinnvolle Veranstaltung.
- Wir verbringen einen Großteil unseres Lebens im Job. Lasst Fachkräfte nicht „die Katze im Sack kaufen“, sondern potenzielle neue Kollegen und Kolleginnen vorab kennenlernen. Sofern es mit Firmengeheimnissen vereinbar ist, kann auch die Teilnahme an einem typischen Meeting einen guten Eindruck über die Atmosphäre geben. Wenn zudem eine Führungskraft nur gemeinsam mit dem Team oder zumindest mit mehreren Mitarbeitenden über die Einstellung einer Person entscheidet, zeigt das wie sehr die Meinung der Mitarbeitenden geschätzt wird.
- Laut einer kürzlich erfolgten Umfrage im Auftrag von Xing möchte sich die Hälfte der Deutschen gerne weiterbilden, hat dazu aber entweder nicht genug Zeit oder Geld. Bewerbende werden an dieser Stelle gerne hören, dass ihnen ein bestimmter Betrag an Geld und Tagen zur Verfügung steht und sie selbst über Art und Thema der Schulung entscheiden. Damit das nicht zu schön klingt, um wahr zu sein, muss es dazu schriftliche Vereinbarungen geben. Mit dem üblichen „die Weiterbildung unserer Mitarbeitenden ist uns wichtig“ lockt man niemanden mehr.
- Der Klassiker unter den agilen Tools ist Jira. Boards, Dashboards und Reports geben in Bewerbungsgesprächen eine schöne Gelegenheit ein wenig in den Arbeitsfluss zu schauen und anhand einzelner Tasks den Alltag zu beschreiben.
- Wer mit Scrum oder skaliert mit Nexus, SAFe etc. arbeitet, sollte Bewerbenden entsprechende Termine im Kalender zeigen. Ja, wirklich: Laptop auf, Kalender starten und vergangene wie künftige Rituale vorweisen! Nutzt vergangene Events wie ein Sprint-Review oder PI-Planning, um den Ablauf zu erklären. Schön, wenn es dazu sogar ein paar Fotos gibt.
- Viele agile Methoden sorgen für mehr Transparenz über den aktuellen Arbeitsstand der Mitarbeitenden. Das ist allerdings auch umgekehrt von agilen Führungskräften gefordert. Zeigt daher Bewerbenden das Board, auf dem Blocker, Hindernisse und der Fortschritt der Führungskräfte bei deren Abbau zu sehen ist. Das macht den „Service“ sichtbar, der durch Servant Leadership gelebt wird.
Diese Punkte allein machen keine agile Organisation aus. Sie geben aber potenziellen Mitarbeitenden ein ehrliches Bild über das agile Arbeiten und können auch Bewerbende mit negativer Vorerfahrung überzeugen, es noch einmal zu versuchen.